Gedanken zu "Team Mensch-Hund" - Beissvorfälle am Menschen
Zum Thema Beissvorfälle durch Ressourcen-Aggression möchten wir unsere Gedanken formulieren.
Als Hundehalter sind wir Menschen in unserem Bestreben nach “artgerechter Hundehaltung” und Gesellschaftsfähigkeit stark und immer mehr gefordert. Es wird enger für Mensch und Hund. Vorfälle wie Beissen, Jagen, Lärmbelästigung, etc. werden behördlich aufgenommen, die Anzahl der Vorfälle ersichtlich und beängstigend. Das daraus entstandene Therapie-Angebot für Mensch und Hund ist riesig geworden. Kommt es also in unserer Beziehung mit unserem Hund zu ernsthafteren Problemen, müssen wir uns im Dschungel der Angebote zurechtfinden, wenn es ganz schlecht läuft bietet eine gewählte Hilfestellung sogar Verschlechterung.
Um gravierenden Problemen vorzubeugen, können unter anderem wir Hundehalter einige Dinge tun. Bei der Auswahl meines Hundes: Passt die Verbindung? Kenne ich seinen Lebensstart, seine Geschichte, wie war seine Aufzucht? Bin ich über die Hintergrundsgeschichte seiner Rasse, beim Mischlingshund über die dahinter liegenden Rassen informiert?
Wie beim Menschen kann es auch beim Hund – Zucht oder nicht Zucht – zu Auffälliigkeiten (auch psychischer Natur) kommen. Als Züchter von Dalmatiner wissen wir: Trotz sorgfältiger Verpaarung kann man in einem Wurf neben den verschiedenen Individuen von ruhigeren bis lautstarken, kräftigeren und schwächeren Welpen auch Hunde, z.b. den “Macho oder Rambo” erkennen, die Grenzen mehr ausloten und später evl. klarere Regeln brauchen. Oft sind das dann unsichere Hunde, bei denen es sich lohnt, genauer hinzuschauen, allenfalls einen Tiertrainer hinzuzuziehen, wenn es darum geht, den “richtigen” Menschen für den Welpen zu finden und um den zukünftigen Besitzern Empfehlungen abgeben zu können. Wird ein solcher Welpe “falschplaziert”, zb. an einen (unsicheren) Ersthundehalter, welcher den Hund und sich falsch einschätzt, kann es zu Schwierigkeiten kommen.
Schwierigkeiten entstehen auch dann, wenn wir Menschen den Hund nicht mehr als Hund sehen. Diese Tendenz, den vierbeinigen Freund als “menschlichen Partner” an unserer Seite wissen zu wollen ist verheerend. Es gibt sogar eigenartige Lehr- und Lerntheorien von Hundetrainern welche diese Haltung auch noch unterstützen. Dabei übernimmt der Hund einen Part in unserer Beziehung, den er gar nicht händeln soll – und es schlichtweg nicht kann. Die Führung liegt nicht mehr beim Menschen. Dass dabei im schlimmsten Fall “sein Mensch” zu seiner Ressource wird, die das schwächere Glied darstellt und die es aus seiner Sicht folgedessen zu beschützen gilt, ist eine traurige Tatsache – und gefährlich. Hier sprechen wir von Ressourcenverteidigung / Aggression.
Fact`s: Hundezähne gehören nicht in die Haut des Menschen! Und: Der Hund ist kein Mensch!
Klare Strukuren und Rollenverteilung sowie Regeln bedeuten nicht, dass der Hund gequält wird. Im Gegenteil. Aus seiner Kinderstube kennt er diese und benötigt sie zwingend, um sich gesund weiterentwickeln und “es mit uns aufnehmen” zu können.
In einem Wurf regeln die Mutterhündin und das Wurfteam je nach Alter der Welpen bereits einige wichtige Dinge, wie z.b. die zwingend notwendige Beisshemmung und Frustrationstoleranz. Das geschieht nicht zimperlig und kann dem Welpen schon mal weh tun, in jedem Fall aber ist es unangenehm für ihn. Da sieht man ihn dann z.b. ganz betrübt mit gesenktem Kopf von der Mamma abzotteln, nachdem diese ihm etwas nicht tollerierte – er lernt dabei Regeln!
Anstatt unsere Hunde aus falsch verstandener Liebe vermenschlichen zu wollen, können und sollten wir uns gerne ab und an etwas “Verhundlichen” und über interessantes Beobachten entdecken dürfen, wie direkt, unkompliziert, zielsicher und erfolgreich sich Hunde untereinander verständigen.
Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass nicht jeder Rassehund zu jedem Menschen passt. Der Dalmatiner mit seiner Herkunftsgeschichte, oft hoch in Sensibilität und Energie stehend sowie mit seiner Neigung zu “Selbstständigkeit” benötigt ganz sicher ein klares Verhältnis zu Menschen und eine klare Führung/Begleitung durch den Besitzer.
Je nach seinen ganz persönlichen Zügen braucht er sanfter oder härter vermittelte Regeln, die je nach dem mehr oder weniger ausfallen.
Wenn wir unserem Dalmatiner neben Hundeschule Aktivität, verschiedene positive Begegnungen, Futter und Zuneigung bieten und ihm dann “nett konsequent” “Ruhe und Rückzug lehren” ist er ein menschenfreundlicher, gelassener, in sich auch harmonischer, treuer vierbeiniger Freund, der uns Freude und Liebe bereitet auf dem gemeinsamen Weg. So kennen wir ihn seit über 23 Jahren!
Für uns Züchter: Sorgfältige, fachmännische Aufzucht der Welpen – “richtige” Platzierung – Kommunikation.
Anm. Es gibt verschiedene Aggressionsverhalten beim Hund. Gewissenhafte und sachlich versierte, gut ausgebildete, jahrelang erfahrene Hundetrainer wissen wie sie die Art und Ursache der Aggression erkennen und berurteilen und dann allenfalls korrigieren können. Via Austausch unter Betroffenen finden sich gute, helfende Adressen.